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Gemeinwohl-Ökonomie

5 Stufen zur Nachhaltigkeit

Bausinger Yogamanufaktur
2024-02-28 15:41:00 / Stories / Kommentare 0
5 Stufen zur Nachhaltigkeit - 5 Stufen zur Nachhaltigkeit

Bei meinem letzten Online-Meeting in der 'Arbeitsgruppe Innovation & Startup' der Gemeinwohl-Ökonomie kamen wir auf die 5 Stufen der Nachhaltigkeit in der Unternehmensverantwortung zu sprechen.    

Link in Englisch: (5 Stufen der 'Corporate Sustainability' - Unternehmerische Nachhaltigkeit - nach Otto Scharmer, Professor des MIT  - Massachusetts Institute of Technology).

Nachfolgend möchte ich die fünf Stufen ein wenig ausführen und umgangssprachlich nahe bringen:

Stufe 1 - Wir sind jetzt auch öko

Baum pflanzen

... kennt jeder: ein Unternehmen nimmt wahr, dass Nachhaltigkeit von Kunden und Gesellschaft gefordert wird und folgt diesem äußeren Druck. Man spendet ein wenig hier, pflanzt ein paar Bäumchen da, recycelt ein paar Kartons dort.

Marketingtechnisch ist das gut, wird entsprechend beworben und ausgeschlachtet, ansonsten business as usual, bitte keinen Bruch in der Lieferkette, kein Hinterfragen von Produkten und Geschäftsmodell sondern weiterhin 'profit to the max'.

Stufe 2 - Wir schauen genauer hin

Wir schauen genauer hin

... geht weiter: ein Unternehmen erkennt, dass über Öko-Feigenblätter und Marketing-Augenwischerei hinweg echte Aktivitäten gefordert sind. Es wird idealerweise ein Nachhaltigkeitsbeauftragter installiert, der grundsätzlicher über die hauseigenen Aktivitäten und die Lieferkette schaut und zum Beispiel eine Klimabilanz erstellt. Oder ein Umwelt- oder Sozialaudit anstrebt. Wesentliches Element dabei: Transparenz und Erfassen von Daten rund um Lieferkette, Umwelt-Fußabdruck wie Ressourcenverbrauch und Transportaufwendungen. 

Das aktuelle Lieferkettengesetz geht in diese Richtung: für große Unternehmen (mehr als 1.000 MA) soll die verpflichtende Erfassung und Offenlegung von Daten aus der Lieferkette bis in die 3. Wertschöpfungsebene gelten. Das wird die Transparenz stark fördern und erntet entsprechend Widerstand, da mit viel Aufwand und Sichtbarmachung von Internas verbunden. Einige knallrote Linien wie beispielsweise Verstöße gegen Menschenrechte oder stark umweltzerstörende Pratiken sollen verboten werden. Ansonsten aber auch hier: grünes Siegel drunter und weiterhin business as usual. 

Stufe 3 - Wir handeln konsequenter 

Indra Matte kompostierbar

... hier beginnt Veränderung und Innovation: Sobald ein Unternehmen erkennt, dass Nachhaltigkeit, ökologischer Fußabdruck und soziale Gerechtigkeit in der Lieferkette nicht nur höhere Kosten und Einschränkungen bei Beschaffung und Fertigung nach sich ziehen sondern auch Innovationspotential bieten, sind die intrinsischen Qualitäten des Managements gefordert. 

Jetzt geht es darum, zum Beispiel schon beim Design eines neuen Produktes sich Gedanken über Materialauswahl, Ressourcenverbrauch oder sozialen Impact zu machen - wie zum Beispiel bei unserer Bausinger Indra-Matte. Hier werden zum ersten Mal sogenannte externe Kosten wie passive Kosten der Umweltzerstörung oder Ausbeutung sozial schwacher Bevölkerungsgruppen am anderen Ende der Erde vermieden, möglichst kompensiert und im Produktpreis inkludiert. Ordentliche und zeitgemäße Arbeitsbedingungen, ökologisch vertretbare Produktionsprozesse, Vermeidung von unnötigen Schäden müssen zum Standard werden. 

Hier werden das Geschäftsmodell, die Produkte mit ihrer Produktions- und Lieferkette sowie die bisher üblichen Geschäftspraktiken wie beispielsweise Fernost-Produktion grundsätzlich in Frage gestellt. Business as usual? Eher nicht - und das schafft Angst bei Controllern, Shareholdern und Managern...

Stufe 4: Ökologie vor Ökonomie, oder?!

... Nachhaltigkeit setzt sich in der Unternehmenskultur fest und findet seinen Platz in allen Ebenen einer Organisation. Das ökologische Bewusstsein und die soziale Verantwortung durchdringen alle Bereiche des Arbeitens, der Wertschöpfungskette und des unternehmerischen Tuns. Wertebasierte Entscheidungen werden stärker gewichtet und kommen eher zum Zuge als rein ökonomische oder simple profit-orientierte Entscheidungen. Und im Idealfall sind wertebasierte Entscheidungen sogar ökonomisch vorteilhafter. 

Als Beispiel dafür möchte ich das Landgut Stober, das nachhaltigste Seminarhotel in Deutschland nennen, welches seit 2012 durchgängig so bewertet wird. Mein GWÖ-Mitstreiter und Bekannter Michael Stober sagte beim letzten Treffen der Ethik-Society dort sinngemäß: natürlich sind wir öko, wir wollen und wir müssen öko sein. Aber vor allem ökonomisch...

Egal ob es unsere PV-Anlage auf dem Dach, die Hackschnitzelheizung fürs ganze Landgut, die Regenwasseraufbereitung fürs Brauchwasser, das Heiz- und Kühlkonzept für die Hotelräume - nur was mittel- und langfristig auch ökonomisch vorteilhaft ist, findet seinen Weg in das ökologische Portfolio unseres Tuns. Alles andere wäre schlicht nicht nachhaltig.

Stufe 5: Purpose als Unternehmensziel

hier kommt die Kür: Purpose driven Enterprises. Wenn ein Unternehmen mit seinem wirtschaftlichen Tun von vorne herein sich das Ziel setzt einen gesellschaftlichen und/oder ökologischen Impact zu erzielen und der Fokus nicht mehr in der Erwirtschaftung von maximalen Profits für die Inhaber oder des shareholder-Values liegt. Sondern der Fokus sich auf eine meß- und spürbare positive Auswirkung für Gesellschaft und Erde verschiebt. 

Das ist das Hauptziel der Gemeinwohl-Ökonomie: eine ethisch motivierte, wertebasierte Wirtschaftkultur zu schaffen, wo es um die Stärkung des Gemeinwohls und eine Abkehr von ausbeuterischen Systemen wie des aktuellen Kapitalismus geht. Wir als Bausinger Yogamanufaktur sind als Kleinstunternehmen mit unseren 10 Mitarbeitern natürlich wirtschaftlich, gesellschaftlich und auch ökologisch nicht wirklich relevant für den Lauf unserer Erde - aber wir haben eine Leuchtfeuer-Funktion. Und diese reklamieren wir für uns als Pionier-Unternehmen der Gemeinwohl-Ökonomie. 

Ein weiteres Beispiel mag unser GWÖ-Mitstreiter und Freiburger Mobilfunk-Firma WEtell sein, welches sich beispielsweise im Bereich 'Veranwortungseigentum' als Vorreiter etabliert.

Ob sich die Gemeinwohl-Ökonomie als regionales oder gar als globales Wirtschaftsmodell durchsetzen kann ist freilich fraglich, wir wollen trotzdem ein Gegenmodell zur globalisierten, ausbeuterischen Wirtschaftswelt aufzeigen, auch wenn es alles andere als einfach ist. Die Probleme unserer Erde und ihrer Bevölkerung sind mannigfaltig, komplex, dynamisch und äußerst vielschichtig. Als kleines Unternehmen haben wir dabei nur geringen Einfluß auf einige wenige Parameter - aber wenn wir mit unserem Tun Bestand haben, unsere Kunden mit unserer Arbeit und Produkte zufrieden sind und wir einen kleinen Teil zur Verbesserung unserer Welt beitragen können, lohnt sich alle Anstrengung. 

Vor allem zeigt es: Ethik, Anstand und die Übernahme von Verantwortung sind stärker als Gier, Ignoranz und Arroganz. Möge der Funke der Inspiration sich zu einem Feuerchen entfachen, welches sich auch gerne zu einem Flächenbrand entwickeln darf.

Auch dieser Beitrag darf natürlich gerne wieder geteilt und kommentiert werden. Wir freuen uns wie immer auf Feedback und Anregungen, gerne per Email an jl@bausinger.de


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